Spaniens Pakt mit Huawei: Washington droht mit Sanktionen und stellt die Allianz auf die Probe

199
Spaniens Pakt mit Huawei: Washington droht mit Sanktionen und stellt die Allianz auf die Probe
Bild: Ki

Ein Vertrag im Wert von 12,3 Millionen Euro entwickelt sich zu einer schweren internationalen Krise. Die Entscheidung der spanischen Regierung unter Pedro Sánchez, dem chinesischen Technologiekonzern Huawei die Speicherung sensibler Daten aus gerichtlichen Abhöraktionen anzuvertrauen, hat in Washington eine Welle der Besorgnis ausgelöst und droht nun, die transatlantischen Beziehungen ernsthaft zu belasten und die spanische Wirtschaft empfindlich zu treffen. Was mit der Begründung des günstigsten Angebots begann, ist zu einem hochriskanten geopolitischen Manöver geworden.

Der US-Kongress schaltet sich ein: Offizielle Untersuchung gefordert

Der Druck aus den Vereinigten Staaten hat eine neue Stufe erreicht. Zwei einflussreiche republikanische Kongressabgeordnete, Gus Bilirakis und Richard Hudson, haben in einem scharf formulierten Brief an Handelsminister Howard Lutnick eine formelle Untersuchung der spanischen Entscheidung gefordert. Als Vorsitzende wichtiger Unterausschüsse im Energie- und Handelsausschuss des Repräsentantenhauses heben sie den Fall auf die höchste politische Ebene. Ihre Forderung öffnet die Tür für weitreichende technologische Sanktionen und Handelsbeschränkungen, sollte das Handelsministerium zum Schluss kommen, dass Spanien das Vertrauen seiner Verbündeten missbraucht hat.

“Ich bin zutiefst besorgt über die Berichte, dass Spanien Huawei mit der Verwaltung sensibler Daten aus gerichtlichen Abhörmaßnahmen beauftragt hat”, erklärte Bilirakis. “Diese Entscheidung könnte nicht nur die innere Sicherheit Spaniens gefährden, sondern auch die Integrität des Geheimdienstaustauschs zwischen Verbündeten.” Sein Kollege Hudson äußerte sich noch deutlicher: “Die Entscheidung Spaniens ist zutiefst beunruhigend und ein direktes Risiko für unsere gemeinsame Sicherheit… Die Vereinigten Staaten können nicht mit zweierlei Maß messen, indem sie den amerikanischen Digitalhandel blockieren, während sie die Augen vor der chinesischen Einmischung verschließen.”

Geheimdienstliche Zusammenarbeit vor dem Aus?

Sollte die Untersuchung eingeleitet werden, könnte Spanien auf eine Liste von Ländern gesetzt werden, die Huawei Zugang zu kritischer Infrastruktur gewähren – ein Status, der bisher Nationen außerhalb des NATO-Bündnisses vorbehalten war. Die Folgen wären gravierend: Eine Einschränkung der technologischen Zusammenarbeit, die Blockade von strategischen Softwaretransfers und die Verweigerung wichtiger Lizenzen für spanische Unternehmen.

Parallel dazu hat Tulsi Gabbard, die Direktorin des Nationalen Geheimdienstes, bereits Anfang August eine eigene Untersuchung eingeleitet. Ein Bericht wird bis Ende des Monats erwartet, was Madrid de facto eine Frist bis zum 31. August setzt, um den Vertrag rückgängig zu machen. Andernfalls droht die Drosselung des Informationsflusses, der für spanische Polizei- und Militäreinheiten von entscheidender Bedeutung ist. Dabei geht es um strategische Daten über dschihadistische Netzwerke, Drogenhandel, Cyberkriminalität und Truppenbewegungen in strategisch wichtigen Regionen wie der Sahelzone. Ein Verlust dieses Austauschs würde die Sicherheitsarchitektur Spaniens empfindlich schwächen.

Der Vorwurf der Inkohärenz und die Annäherung an Peking

In Washington wächst die Irritation über die als inkohärent empfundene Politik Spaniens. Während Madrid auf Druck der USA und der EU Huawei vom Ausbau der 5G-Netze ausschloss, öffnete man dem chinesischen Konzern gleichzeitig die Tür zur Speicherung hochsensibler Justizdaten. Dieses paradoxe Vorgehen nährt den Verdacht, dass die Regierung Sánchez eine strategische Annäherung an Peking verfolgt, um chinesische Investitionen in Sektoren wie erneuerbare Energien und Elektromobilität anzuziehen. Der Besuch des spanischen Premierministers in China im April hat diese Wahrnehmung einer Abweichung von der gemeinsamen NATO-Linie weiter verstärkt.

Schwerwiegende Folgen für die bilateralen Beziehungen

Diplomatische Kreise sind sich einig, dass der Fall Huawei zu einem Wendepunkt in den Beziehungen zwischen Spanien und den USA werden könnte. Die spanische Regierung verteidigt ihre Entscheidung mit dem Argument, das Angebot von Huawei sei das wirtschaftlich günstigste gewesen und man sei gesetzlich zur Annahme verpflichtet gewesen. In Washington stößt diese Erklärung jedoch auf taube Ohren. Kritiker weisen darauf hin, dass im Ausschreibungsverfahren notwendige Sicherheitsklauseln fehlten und die niedrigen Preise von Huawei auf massive staatliche Subventionen aus Peking zurückzuführen seien.

Der Kalender diktiert nun den Fortgang: Mit dem Bericht der Geheimdienste Ende August und der bevorstehenden Entscheidung des Handelsministeriums steht Spanien unter enormem Druck. Sollten beide Institutionen den Vertrag als Gefahr für die NATO-Sicherheit einstufen, wären die Konsequenzen unmittelbar und schmerzhaft: Geheimdienstliche Isolation, technologische Sanktionen und ein massiver Vertrauensverlust, der Spanien als zuverlässigen Partner in Frage stellt. Wie Kongressabgeordneter Hudson unmissverständlich formulierte: “Spanien hat das Vertrauen untergraben, das unsere Bündnisse bestimmen sollte.”


Du möchtest immer die neuesten Nachrichten aus Spanien?
Abonniere unseren Newsletter