Die große Feuer-Lüge: Warum es in Spanien tatsächlich immer weniger Waldbrände gibt

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Die große Feuer-Lüge: Warum es in Spanien tatsächlich immer weniger Waldbrände gibt
Bild: Ki

In der öffentlichen Wahrnehmung, stark geprägt durch mediale Berichterstattung und politische Rhetorik, hat sich der Eindruck verfestigt, dass die Zahl der Waldbrände in Spanien stetig zunimmt. Die offizielle Datenlage zeichnet jedoch ein gegenteiliges Bild. Seit dem Höhepunkt in den 1980er und 1990er Jahren ist die jährlich von Bränden betroffene Fläche in unserem Land kontinuierlich gesunken. Diese Fakten sind durch offizielle Quellen, die sowohl die verbrannte Hektarzahl als auch die Anzahl der Brände erfassen, eindeutig belegt.

Die nackten Zahlen: Ein klarer Abwärtstrend über Jahrzehnte

Die Schwankungen von Jahr zu Jahr sind bei Waldbränden enorm. So war 2018 mit nur 25.000 verbrannten Hektar das beste Jahr der gesamten historischen Aufzeichnung, während im Vorjahr mit 180.000 Hektar eine um 600 % größere Fläche betroffen war. Das aktuelle Jahr 2025 wird leider ebenfalls einen deutlichen Anstieg verzeichnen. Um solche jährlichen Ausreißer zu glätten und einen aussagekräftigen Trend zu erkennen, ist die Betrachtung von Jahrzehntdurchschnitten unerlässlich.

Die Statistik, beginnend mit dem letzten vollständig erfassten Jahrzehnt, spricht eine deutliche Sprache:

  • 2015 – 2024: Durchschnittlich 100.477 Hektar pro Jahr.
  • 2005 – 2014: Durchschnittlich 108.667 Hektar pro Jahr.
  • 1995 – 2004: Durchschnittlich 118.377 Hektar pro Jahr.
  • 1985 – 1994: Durchschnittlich 253.715 Hektar pro Jahr.
  • 1975 – 1984: Durchschnittlich 196.686 Hektar pro Jahr.
  • 1965 – 1974: Durchschnittlich 68.549 Hektar pro Jahr.

Diese Zahlen belegen unmissverständlich: Die Brände gehen zurück. Innerhalb von 30 Jahren ist die durchschnittlich verbrannte Fläche von über 250.000 Hektar auf rund 100.000 Hektar gesunken – ein Rückgang von 60 %. Bemerkenswert ist zudem, dass der Durchschnitt der letzten vier erfassten Jahre mit 38.953 Hektar sogar noch niedriger liegt.

Ursachenforschung: Von der Landflucht zur besseren Brandbekämpfung

Der Anstieg der Brände in den 1960er und 1970er Jahren fällt zusammen mit der größten Landflucht und Industrialisierungswelle in Spanien. Dies stützt die These, dass die Aufgabe ländlicher Gebiete und die damit verbundene Einstellung von Land- und Forstwirtschaft ein Schlüsselfaktor für die Zunahme der Brandgefahr ist.

Der Wendepunkt kam Mitte der 1990er Jahre. Ab 1995 setzte ein starker und nachhaltiger Rückgang ein. Dieser positive Trend lässt sich maßgeblich auf die signifikante Verbesserung der Lösch- und Präventionseinrichtungen zurückführen. Ein gestiegenes gesellschaftliches Bewusstsein zwang die Politik zu höheren und effizienteren Investitionen in die Brandbekämpfung.

Die Rolle der Autonomen Gemeinschaften

Im Jahr 1984 erhielten die meisten Autonomen Gemeinschaften die Zuständigkeit für die Brandverhütung und -bekämpfung. Der darauffolgende Anstieg der Brandflächen könnte den Eindruck erwecken, dass diese Dezentralisierung ein Fehler war. Doch diese Annahme greift zu kurz. Wäre die Übertragung der Kompetenzen der entscheidende negative Faktor gewesen, hätte sich der Anstieg fortsetzen müssen. Stattdessen begann ab 1995, als die Zuständigkeiten längst bei den Regionen lagen, der massive Rückgang. Dies deutet darauf hin, dass die Regionalregierungen schnell lernten und ihre Strategien erfolgreich anpassten.

Der Mythos Klimawandel und die Daten

Trotz der allgegenwärtigen Erzählung vom “Klimanotstand” als Haupttreiber für Waldbrände, widerlegen die Langzeitdaten diese Behauptung für Spanien. Wäre der Klimawandel der entscheidende Faktor, müssten die durchschnittlichen Brandflächen parallel zu den steigenden Temperaturen zunehmen. Die Realität der letzten drei Jahrzehnte zeigt jedoch das genaue Gegenteil: einen Rückgang um 60 %.

Das Argument, dass dieser Effekt durch höhere Investitionen in die Prävention kompensiert wurde, ist ebenfalls nicht haltbar. Verschiedene Quellen belegen, dass die öffentlichen Budgets für diese Zwecke seit 2009 sogar um rund 30 % gekürzt wurden. Die Datenlage entkräftet somit die These, dass der Klimawandel die primäre Ursache für die Entwicklung der Waldbrände in Spanien ist.

2025 im historischen Vergleich: Eine Katastrophe, aber keine Trendwende

Für die Betroffenen, die ihr Hab und Gut oder sogar Angehörige verloren haben, sind Statistiken nur ein schwacher Trost. Das Jahr 2025 ist zweifellos eine Tragödie. Mit bisher geschätzten 350.000 verbrannten Hektar (laut Satellitendaten) ist es das schlimmste Brandjahr seit 1994, als über 437.000 Hektar den Flammen zum Opfer fielen. In der Statistik seit 1960 wäre es aktuell das fünftschlechteste Jahr.

Im EU-Vergleich steht Spanien mit 0,7 % verbrannter Landesfläche an dritter Stelle, hinter der Tschechischen Republik (2,3 %) und Portugal (2,4 %).

Das Fazit ist klar: Während 2025 ein katastrophales Jahr darstellt, bestätigt es nicht das Narrativ eines unaufhaltsamen Anstiegs der Brände oder des “Klimanotstands” als alleinige Ursache. Der positive Trend der letzten 30 Jahre ist ein Fakt, der auf verbesserten Präventions- und Bekämpfungsstrategien beruht.


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