Sterben in Spanien: Ein teures Ende – Die steigenden Kosten für die letzte Ruhe

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Sterben in Spanien: Ein teures Ende – Die steigenden Kosten für die letzte Ruhe
Bild: KI

Eine unumstößliche Wahrheit des Lebens ist der Tod. In Spanien trifft dieses Schicksal jährlich über 400.000 Menschen und hinterlässt bei den Angehörigen nicht nur Trauer, sondern auch eine erhebliche finanzielle Belastung. Die Kosten für eine würdevolle Bestattung sind in den letzten Jahren stetig gestiegen und liegen selten unter 3.500 Euro. Ein Blick hinter die Kulissen offenbart einen Sektor, der von wenigen großen Unternehmen dominiert wird und sich in einem tiefgreifenden Wandel befindet.

Die Kosten im Detail: Was die letzte Reise wirklich kostet

Die ewige Ruhe hat ihren Preis. Laut einer Studie der OCU aus dem Jahr 2023 kostet eine durchschnittliche Trauerfeier in Spanien rund 3.700 Euro. Doch diese Zahl ist nur ein Richtwert. Die Versicherungsgesellschaft Santalucia präzisiert: “In einer Großstadt liegen die Kosten bei etwa 4.500 Euro, während es in einer ländlichen Gemeinde rund 2.700 Euro sind.” Werden besondere Wünsche oder Extras berücksichtigt, kann die Rechnung schnell auf 12.000 Euro oder mehr ansteigen.

Diese stabile Nachfrage macht den Bestattungssektor zu einer krisensicheren Branche. Im Jahr 2023 belief sich der Umsatz der Bestattungsunternehmen auf 1.679 Millionen Euro, ein moderates, aber stetiges Wachstum, so der nationale Verband Panasef. Die Versicherer, die eng mit der Branche verknüpft sind, verzeichneten sogar Einnahmen von 2.835 Millionen Euro aus Todesfallversicherungen.

Ein Markt in fester Hand: Das “Bestattungskartell” der Versicherer

Der spanische Bestattungsmarkt ist das Ergebnis eines massiven Konzentrationsprozesses. Eine Handvoll großer Akteure, die sich im Besitz mächtiger Versicherungsgesellschaften befinden, kontrollieren einen erheblichen Teil des Geschäfts. Fünf Unternehmen dominieren den Markt:

  • Mémora (im Besitz von Occident)
  • Albia (im Besitz von Santalucia)
  • Enalta (im Besitz von Mapfre)
  • Servisa (im Besitz von Ocaso)
  • Grupo ASV (im Besitz von Seguros Meridiano)

Zusammen halten sie einen Marktanteil von 30 bis 35 Prozent. Aurelio Sánchez, Präsident des Verbands der Bestattungsunternehmen (Esfune), spricht offen von einem “Bestattungskartell”, das zu “mangelndem Wettbewerb, fehlender Wahlfreiheit für die Angehörigen und einem Anstieg der Preise” führt. Obwohl der Sektor 1996 liberalisiert wurde, haben Angehörige bei etwa 70 % der Todesfälle Schwierigkeiten, das Bestattungsunternehmen frei zu wählen, insbesondere wenn eine Todesfallversicherung im Spiel ist. Die Nationale Kommission für Märkte und Wettbewerb (CNMC) hat den Sektor bereits im Visier und mehrere Konzentrationsvorhaben kritisch geprüft.

Der Wandel der Trauerkultur: Neue Wünsche fordern die Branche heraus

Während die Demografie mit einer alternden Bevölkerung für wachsendes Geschäft sorgt, steht die Branche vor der Herausforderung, sich neu zu erfinden. Heutige Verbraucher sind anspruchsvoller, informierter und kostenbewusster. Sie wünschen sich personalisierte, nachhaltige und weniger traditionelle Abschiedszeremonien.

Der Boom der Einäscherung Die Einäscherung (Incineración) gewinnt massiv an Bedeutung. Mit einem Anteil von 47,7 % im Jahr 2023 ist sie nicht nur ein Ausdruck veränderter Wünsche, sondern auch eine kostengünstigere Alternative. Eine Feuerbestattung kostet rund 600 Euro, während ein traditioneller Sarg bereits zwischen 800 und 10.000 Euro kosten kann, zuzüglich der Grabmiete.

Nachhaltigkeit und Personalisierung Der Trend geht zu “grünen” Bestattungen. Biologisch abbaubare Särge und Urnen, die Reduzierung des CO₂-Fußabdrucks und innovative Konzepte wie die Beisetzung in Unterwasserriffen (“Valkyrias del Mar”) oder die Pflanzung eines Gedenkbaums mit der Asche des Verstorbenen werden immer beliebter. Auch die Zeremonien selbst verändern sich: Abschiedsfeiern in Weingütern, Bibliotheken oder die Herstellung von Schmuck aus der Asche sind keine Seltenheit mehr. Immersive Räume wie das “Refugio del Alma” in Barcelona ermöglichen mit Projektionen, Düften und Musik einen hochgradig persönlichen Abschied.

Die umstrittene Todesfallversicherung: Ein spanisches Unikum

Einzigartig in Europa ist die hohe Verbreitung der Todesfallversicherung, im Volksmund “seguro de decesos” genannt. 46 % der spanischen Bevölkerung – rund 22,2 Millionen Menschen – haben eine solche Police abgeschlossen. Sie befreit die Angehörigen im Todesfall von den direkten Kosten und dem bürokratischen Aufwand. Kritiker bemängeln jedoch, dass viele Versicherte über Jahrzehnte hinweg ein Vielfaches der eigentlichen Bestattungskosten einzahlen. Um für jüngere Generationen attraktiv zu bleiben, erweitern die Versicherer ihre Policen um Zusatzleistungen wie psychologische Unterstützung, digitale Testamente oder die Löschung des digitalen Fußabdrucks.

Der Sektor steht unter Druck, die hohe Mehrwertsteuer von 21 % auf Bestattungsdienstleistungen, eine der höchsten in Europa, zu senken. Eine Reduzierung auf 10 % würde Familien um durchschnittlich 750 Euro entlasten und ist eine langjährige Forderung der Branche. Das Sterben in Spanien bleibt vorerst eine kostspielige Angelegenheit, doch der Wandel hin zu mehr Personalisierung, Nachhaltigkeit und Transparenz ist nicht mehr aufzuhalten.


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