
Die Alarmglocken auf dem spanischen Immobilienmarkt schrillen immer lauter. Eine gefährliche Mischung aus rasantem Bevölkerungswachstum und stagnierendem Wohnungsbau droht die Immobilienkrise des Landes zu einer permanenten Belastung zu machen. Während die Nachfrage explodiert, kann das Angebot bei weitem nicht Schritt halten. Die Folge: Die Preise haben bereits das Rekordniveau von 2007 erreicht und Experten der größten spanischen Banken prognostizieren einen weiteren dramatischen Anstieg von bis zu 13 % in den kommenden zwei Jahren.
Banken als Seismographen: Die düsteren Prognosen für den Wohnungsmarkt
Die führenden Finanzinstitute des Landes nutzen interne Modelle, um sich gegen Kreditausfälle abzusichern, und zeichnen dabei ein beunruhigendes Bild. Allen voran die Banco Sabadell, die den größten Preisanstieg voraussieht: eine Steigerung von 7,7 % für dieses Jahr und weitere 5,3 % für 2026. Diese Prognosen sind eine deutliche Verschärfung gegenüber den Schätzungen von vor nur sechs Monaten.
Auch andere Branchengrößen teilen diese Sorge. Gonzalo Gortázar, CEO der CaixaBank, warnte eindringlich vor einem “bemerkenswerten Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage” und forderte, den Wohnungsbau “aus dem Populismus und den sterilen Debatten herauszuholen”. Seine Bank, die CaixaBank, rechnet mit einem kumulierten Preisanstieg von 8,9 % bis 2026. Die BBVA liegt mit einer Prognose von 8,44 % nur knapp dahinter. Diese Zahlen sind das wahrscheinlichste Szenario, das die Banken für ihre Risikobewertung heranziehen.
Warnsignal der Bank von Spanien: Sind Immobilien bereits massiv überbewertet?
Die offizielle Einschätzung der Bank von Spanien stützt diese Besorgnis. In ihrem jüngsten Finanzstabilitätsbericht warnte die Zentralbank, dass der durchschnittliche Hauspreis in Spanien bereits Ende 2024 zwischen 1,1 % und 8,5 % über seinem langfristigen Gleichgewichtsniveau lag. Dies stellt eine signifikante Eskalation dar, verglichen mit der Schätzung von vor einem halben Jahr. Die Überhitzung des Marktes wird zudem durch einen weiteren Indikator untermauert: Die Bankenfinanzierung für den Bau- und Immobiliensektor hat ein Niveau erreicht, das seit 15 Jahren, kurz nach dem Platzen der letzten großen Blase, nicht mehr gesehen wurde.
Paradoxer Markt: Rekordverkäufe trotz explodierender Preise
Trotz der unaufhörlichen Preissteigerungen scheint die Kauflust der Spanier ungebrochen. Im ersten Halbjahr wurden mit 357.533 registrierten Hausverkäufen Rekordwerte erzielt, wie sie seit fast zwei Jahrzehnten nicht mehr vorkamen. Dieses Phänomen ist direkt auf den eklatanten Wohnungsmangel zurückzuführen. Schätzungen zufolge fehlen aktuell über 450.000 Wohnungen, um die Nachfrage zu decken – eine Lücke, die durch den Zuzug von über einer halben Million Menschen allein im letzten Jahr weiter vergrößert wird. Experten der Stiftung der Sparkassen (Funcas) gehen davon aus, dass dieses strukturelle Defizit mindestens bis zum Jahr 2037 andauern wird, was einen anhaltenden Preisdruck quasi garantiert.
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