Die politische Landschaft in Madrid wird von einer neuen Kontroverse erschüttert. Die Volkspartei (PP) in Madrid hat zugegeben, dass ihre Nummer drei, Ana Millán, Vizepräsidentin der Madrider Versammlung, entgegen früheren Angaben keinen Abschluss in Politikwissenschaften besitzt. Diese Information, die einst Teil ihrer Wahlwerbung war, erweist sich nun als falsch und bringt die Partei in erhebliche Erklärungsnot.
Der Widerspruch im Lebenslauf: Zwischen Wahlwerbung und Realität
Am Montag bestätigten Quellen der Madrider PP gegenüber der Nachrichtenagentur EFE, was Cadena Ser zuvor aufgedeckt hatte: Ana Millán habe ihr Studium der Politikwissenschaften “nie abgeschlossen”, da ihr “noch einige Fächer fehlten”. In Wahlbroschüren aus den Jahren 2003 und 2007, als sie in Arroyomolinos kandidierte, wurde dieser Abschluss jedoch als Qualifikation aufgeführt.
Der offiziell bei der Madrider Versammlung hinterlegte Lebenslauf weist diesen Titel nicht aus. Stattdessen wird ein “Diplom in Management und öffentlicher Verwaltung” von der Universität Complutense Madrid (UCM) aufgeführt. Die Partei verteidigt sich mit der Aussage, Millán habe “nie etwas anderes behauptet” und ihr korrektes Diplom sei bekannt. Wer die irreführende Wahlwerbung vor zwanzig Jahren erstellt habe, wisse man nicht – sie sei es aber nicht gewesen. “Eine Werbebroschüre lügt nicht in Ihrem Lebenslauf, und schon gar nicht, wenn sie es nicht getan hat”, so die Argumentation der PP.
Politische Verteidigung und Gegenangriffe
Miguel Ángel García Martín, Minister für Präsidentschaft und Justiz, verteidigte Millán und betonte die Transparenz ihres Lebenslaufs, der “für alle Madrilenen zugänglich” sei. Gleichzeitig nutzte er die Gelegenheit für einen politischen Gegenangriff und deutete an, dass andere Politiker, wie Verkehrsminister Óscar Puente und Arbeitsministerin Yolanda Díaz, “nicht dasselbe sagen können”. Die Zentralregierung, so der Vorwurf, solle lieber eigene Unklarheiten beseitigen, anstatt “das Spielfeld zu trüben”. Dieser Vorfall reiht sich ein in eine Serie von Rücktritten anderer Politiker wegen gefälschter Angaben in ihren Lebensläufen.
Mehr als ein fehlender Titel: Schwere Korruptionsvorwürfe
Die Kontroverse um den Lebenslauf ist jedoch nicht das einzige Problem, mit dem Ana Millán konfrontiert ist. Weitaus schwerwiegender ist ein anhängiges Gerichtsverfahren wegen mutmaßlicher Korruption. Die Ermittlungen beziehen sich auf ihre Zeit als Jugendstadträtin in Arroyomolinos. Der Vorwurf lautet, sie habe von einem Geschäftsmann Zahlungen als Gegenleistung für die Vergabe öffentlicher Aufträge angenommen.
Dank ihrer Position als Abgeordnete in der Madrider Versammlung, die sie durch ihre Aufnahme in die Wahllisten durch Isabel Díaz Ayuso erlangte, genießt Millán derzeit Immunität. Der Fall liegt dem Obersten Gerichtshof von Madrid (TSJM) vor und wirft einen dunklen Schatten auf ihre politische Karriere, der weit über die Unstimmigkeiten in ihrem akademischen Werdegang hinausgeht.
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