Madrids Elektro-Falle: 6.000 Ladesäulen und trotzdem wartest du stundenlang!

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Ladestation Spanien Elektroauto

Die Straßen der Autonomen Gemeinschaft Madrid erleben eine elektrische Transformation. Der Vormarsch von Elektro- und Hybridfahrzeugen ist unaufhaltsam und wird sich mit dem nahenden Verkaufs Stopp für Verbrennungsmotoren in Europa im Jahr 2035 weiter beschleunigen. Doch während die Fahrzeugflotte sich wandelt, steht die Ladeinfrastruktur vor einer gewaltigen Herausforderung: Tausende neue Ladepunkte können das Kernproblem nicht verbergen – es fehlt an Geschwindigkeit.

Der Boom der Elektromobilität in Zahlen

Die Region Madrid ist das unangefochtene Zentrum der spanischen Elektromobilität. Allein zwischen Januar und Juni 2025 wurden hier 49.949 reine Elektrofahrzeuge zugelassen. Dies entspricht beeindruckenden 44,92 % aller Neuzulassungen dieser Art in ganz Spanien. Hinzu kommen 118.818 Hybridfahrzeuge (46,67 % des nationalen Marktes), wie Daten des spanischen Verbands der Automobil- und Lkw-Hersteller (Anfac) belegen. Angetrieben durch staatliche Förderungen, Umweltzonen und die klare EU-Vorgabe, boomt der Markt für alternative Antriebe.

Die Ladeinfrastruktur: Ein Netz mit erheblichen Lücken

Dieser Fahrzeugboom hat die Installation von Ladepunkten vorangetrieben. Im zweiten Quartal 2025 zählte die Region 6.343 öffentliche Ladepunkte – ein deutlicher Anstieg gegenüber den 4.360 des Vorjahres. Doch die Zahlen täuschen. Laut Anfac waren davon besorgniserregende 2.028 außer Betrieb oder unbrauchbar.

Gravierender ist jedoch die Diskrepanz zu den Zielen der Europäischen Union. Um die Emissionsziele zu erreichen, schätzt Anfac einen Bedarf von 22.624 Stationen im Jahr 2025 und sogar 115.856 bis zum Jahr 2035. Die aktuelle Infrastruktur ist von diesen Zielen meilenweit entfernt.

Das Kernproblem: Die Dominanz langsamer Ladepunkte

Das größte Hindernis für eine flächendeckende Akzeptanz ist nicht nur die Anzahl, sondern vor allem die Leistung der Ladesäulen. Die Fakten sind ernüchternd:

  • 4.712 Stationen (ca. 74 %) haben eine Leistung von unter 22 Kilowatt (kW). Hier kann ein Ladevorgang zwischen 3 und 19 Stunden dauern – ausreichend für das nächtliche Laden zu Hause, aber unpraktisch für unterwegs.
  • Nur 1.101 Ladepunkte bieten eine Leistung von 150 kW oder mehr. Diese Schnell- und Ultraschnellladestationen können eine Fahrzeugbatterie in 10 bis 27 Minuten aufladen.

Das bedeutet: Nur 8,67 % der installierten Ladegeräte sind echte Schnellladestationen, die für Langstreckenfahrten oder den gewerblichen Transport unerlässlich sind. Anfac betont, dass moderne E-Fahrzeuge bereits für Ladekapazitäten von über 100 kW ausgelegt sind, die vorhandene Infrastruktur diesen Fortschritt jedoch ausbremst.

Regierung und Industrie: Wer treibt den Wandel voran?

Die Politik hat das Problem erkannt. Jorge Rodrigo, Minister für Wohnungsbau, Verkehr und Infrastruktur, betonte bei der Einweihung von 40 neuen Schnellladegeräten an der U-Bahn-Station Nuevos Ministerios die Absicht der Regionalregierung, “öffentliche Einrichtungen zu fördern, um allen Madrilenen den Zugang zu Parkplätzen für Elektrofahrzeuge zu erleichtern.” Diese neuen Geräte versprechen ein “Aufladen in weniger als 15 Minuten”.

Dennoch kritisiert Anfac, dass die Verwaltungen mehr tun müssen, um den Ausbau von Schnellladestationen zu fördern. Auf nationaler Ebene stammen rund 70 % dieser wichtigen Hochleistungspunkte aus Projekten der Automobilhersteller selbst. Für eine erfolgreiche Verkehrswende in Madrid und ganz Spanien ist ein beschleunigter und gezielter Ausbau von leistungsstarker Ladeinfrastruktur unumgänglich.


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