Galicien verbietet Vapes und Energy-Drinks für Minderjährige: Ein Präzedenzfall in Spanien

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Galicien verbietet Vapes und Energy-Drinks für Minderjährige: Ein Präzedenzfall in Spanien
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Galicien setzt neue Maßstäbe im Jugendschutz und wird als erste Region in Spanien den Konsum von Vapes und Energy-Drinks für Minderjährige verbieten. Diese wegweisende Entscheidung wurde vom Präsidenten der Xunta, Alfonso Rueda, bekannt gegeben, nachdem der Gesetzentwurf zum Schutz der Gesundheit von Minderjährigen und zur Prävention von Suchtverhalten verabschiedet wurde. Die Maßnahme zielt darauf ab, die Gesundheit junger Menschen zu schützen und neue Suchtverhalten einzudämmen.

Vapes und Energy-Drinks: Gleichstellung mit Alkohol und Tabak

Alfonso Rueda betonte die Ernsthaftigkeit der Situation, indem er erklärte, dass “Energy-Drinks mit Alkohol und Vapes mit Tabak gleichgesetzt werden”. Diese drastische Gleichstellung unterstreicht die Besorgnis über die potenziellen Gesundheitsrisiken, die von diesen Produkten ausgehen. Der Gesetzentwurf, der bereits vom Rat verabschiedet wurde, ist das Ergebnis umfassender Beiträge verschiedener Sektoren, öffentlicher Einrichtungen, sozialer Organisationen und Bürger. Er wird nun dem galicischen Parlament zur Abstimmung vorgelegt, mit dem Ziel, noch vor Jahresende verabschiedet zu werden.

Gesundheitsminister Antonio Gómez Caamaño nannte die neue Verordnung “notwendig, mutig und ehrgeizig” und hob hervor, dass sie ein koordiniertes Handeln der gesamten Gesellschaft zum Schutz der Gesundheit von Minderjährigen anstrebe. Der umfassende Ansatz des Gesetzentwurfs befasst sich sowohl mit substanzbezogenen als auch mit nicht-substanzbezogenen Abhängigkeiten, wie zum Beispiel Glücksspielen oder übermäßigem Technologiekonsum, und verbindet Prävention, Gesundheitsförderung und Versorgungssteuerung.

Erschreckende Zahlen: Der Bedarf an präventiven Maßnahmen

Die Notwendigkeit dieser neuen Regelung wird durch alarmierende Daten der nationalen Erhebung Estudes untermauert. Der Bericht aus dem Jahr 2023 zeigt, dass bereits 41,5 % der 14-jährigen Jugendlichen Erfahrungen mit Vapes gemacht haben, wobei Mädchen mit 45,9 % häufiger betroffen sind als Jungen (37 %). Im Vergleich dazu ist der Tabakkonsum in derselben Altersgruppe mit 17,2 % deutlich geringer. Diese Zahlen verdeutlichen die Dringlichkeit, präventive Maßnahmen zu ergreifen und den Zugang zu diesen Produkten für Minderjährige zu erschweren.

Rauchverbote ausgeweitet und striktere Regeln für Energy-Drinks

Die neue Verordnung geht über das Vape-Verbot hinaus und weitet das Rauchverbot auch auf die Eingänge von öffentlichen Verwaltungszentren, Bildungs- und Gesundheitszentren aus, wo der Konsum von Tabak in einem Umkreis von 50 Metern nicht mehr erlaubt sein wird. Um Passivraucher zu schützen, wird das Rauchen auch an Bushaltestellen und in öffentlichen Schwimmbädern untersagt.

Besondere Aufmerksamkeit gilt auch Energy-Drinks. Diese Getränke, die 32 mg oder mehr Koffein pro 100 ml sowie andere stimulierende Inhaltsstoffe enthalten, werden mit dem Konsum von drei Kaffees gleichgesetzt – eine Menge, die für Minderjährige als übermäßig gefährlich eingestuft wird. Über 60 mg Koffein können bei Jugendlichen den Schlaf stören, ab 160 mg sind psychische und Verhaltensänderungen sowie Herz-Kreislauf-Probleme möglich. Um das Bewusstsein für die Inhaltsstoffe zu schärfen, müssen Geschäfte diese Getränke künftig separat von anderen Erfrischungsgetränken platzieren.

Der weit verbreitete Konsum von Energy-Drinks in Kombination mit Alkohol, der das Risiko eines Ethylkomas erhöht, ist ebenfalls ein zentrales Thema. Gesundheitsdienste werden in Zukunft die Familien von Minderjährigen hinzuziehen, die wegen einer Substanzintoxikation behandelt werden, und ihnen Beratungs- und Hilfsangebote zur Verfügung stellen. Bei wiederholten Vorfällen wird die Teilnahme an Präventionsprogrammen empfohlen.

Strikte Regeln für Alkohol und neue Sanktionsmöglichkeiten

Der Verkauf von Alkohol wird in Bildungszentren, Kinderfreizeitzentren und bei Veranstaltungen für Minderjährige untersagt. Werbung für alkoholische Getränke ist in geschlossenen Räumen, in denen der Konsum erlaubt ist, verboten. Verkaufsautomaten für Alkohol dürfen nur noch mit Systemen betrieben werden, die eine Altersüberprüfung ermöglichen.

Ein Novum des Gesetzentwurfs ist die Möglichkeit, Strafen durch die Teilnahme an Präventions- oder Hilfsprogrammen oder durch gemeinnützige Arbeit zu ersetzen, idealerweise im Zusammenhang mit dem verletzenden Verhalten. Präventive Interventionen werden auch im Rahmen der Kindergesundheitskontrollen ab dem Alter von 12 Jahren integriert, um den Konsum von Alkohol, Tabak, Cannabis, Energy-Drinks und die problematische Nutzung digitaler Technologien zu thematisieren.

Die Zuständigkeit für die Verhängung von Sanktionen im Zusammenhang mit dem Botellón (Alkoholgenuss im Freien) wird von den Gemeinden auf die territorialen Gesundheitsministerien übertragen, was die effektive Durchsetzung der neuen Regeln erleichtern soll. Zur Gewährleistung der institutionellen Koordination wird eine Kommission zur Prävention von Suchterkrankungen in Galicien eingerichtet, die Vertreter aus den Bereichen Gesundheit, Bildung, Glücksspiel, Jugend- und Kinderschutz sowie lokale Verwaltungen und soziale Einrichtungen umfasst.

Asturien folgt dem Beispiel Galiciens

Galicien ist nicht die einzige Region, die entschlossen gegen den Konsum von Energy-Drinks bei Minderjährigen vorgeht. Auch das Fürstentum Asturien plant ein ähnliches Gesetz, das Anfang 2026 in Kraft treten soll und den Verkauf an Kinder unter 16 Jahren verbietet. Auch hier wird eine wegweisende Regelung erwartet, die einen breiten Konsens genießt. Die vorgesehenen Bußgelder reichen von 600 Euro für geringfügige Verstöße bis zu 100.000 Euro für sehr schwere Fälle.

Diese Entwicklungen in Galicien und Asturien zeigen einen klaren Trend in Spanien: Den Schutz von Minderjährigen vor den Risiken von Vapes und Energy-Drinks wird immer mehr Priorität eingeräumt.


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