ISKP in Spanien entdeckt: Islamischer Staat Khorasan etabliert sich in Spanien

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ISKP in Spanien entdeckt: Islamischer Staat Khorasan etabliert sich in Spanien

Die staatlichen Sicherheitskräfte in Spanien haben eine alarmierende Präsenz festgestellt: Mitglieder des Islamischen Staates Provinz Khorasan (ISKP) agieren auf spanischem Boden. Diese Terrorgruppe gilt derzeit als die größte dschihadistische Bedrohung in Europa. Bereits 2023 identifizierten Polizeibehörden erste ISKP-Mitglieder, und im vergangenen Jahr gab es mindestens zwei Festnahmen im Zusammenhang mit dieser gefährlichen Organisation. Dies geht aus dem aktuellen Jahresbericht des Gedenkzentrums für die Opfer des Terrorismus im spanischen Innenministerium hervor.

Terrorbilanz 2024: Festnahmen und ISKP-Verbindungen

Der Bericht zur Terrorismuslage in Spanien für 2024 zeigt, dass insgesamt 51 Personen wegen Zugehörigkeit oder Kollaboration mit dem Islamischen Staat festgenommen wurden. Zwei dieser Festnahmen standen in direktem Zusammenhang mit dem zentralasiatischen Ableger Khorasan. Einer der Verhafteten ist ein 18-jähriger Mann aus Barcelona, der ISKP-Propaganda verbreitete und Anleitungen zur Sprengstoffherstellung teilte. Er unterhielt zudem internationale Kontakte zu inhaftierten Mitgliedern der Organisation in Schweden und Kanada.

ISKP: Eine globale Gefahr mit Fokus auf Europa

Der Islamische Staat Provinz Khorasan (ISKP) ist ein aktiver Zweig des IS, der hauptsächlich in Afghanistan, Pakistan, Russland und einigen zentralasiatischen Ländern operiert. Doch seine Zellen haben sich längst nach Europa ausgebreitet und stellen dort die primäre Bedrohung durch eine organisierte Terrorgruppe dar. Das spanische Innenministerium betonte bereits im Juni letzten Jahres, dass der ISKP der „aktivste Zweig des Islamischen Staates und derjenige, der die größte Bedrohung im europäischen Kontext darstellt“, als eine umfangreiche Online-Propagandastruktur von Daesh und ISKP in Spanien zerschlagen wurde. Auch das deutsche Bundeskanzleramt warnt vor der ISKP als „größter islamistischer Bedrohung in Deutschland“ und bestätigt die intensive Überwachung der Gruppe durch die Sicherheitsbehörden. Obwohl die meisten Terroranschläge in Europa im letzten Jahr von Einzeltätern verübt wurden, hebt das Zentrum für die Opfer des Terrorismus hervor, dass „nicht wenige Polizeioperationen gegen ISKP-Zellen oder Militante gerichtet waren“. Neben Spanien haben mindestens sieben weitere Länder „Aktionen gegen Mitglieder dieser Gruppe durchgeführt“.

Infiltration über die Ukraine: Eine besorgniserregende Entwicklung

Der Islamische Staat von Chorasan entstand vor zehn Jahren in Zentralasien, hat jedoch seine Reichweite stetig erweitert und seine Tentakel nach Europa, Iran, Türkei, die Vereinigten Staaten und Kanada ausgestreckt. Die Intensität seiner Aktivitäten nimmt dabei kontinuierlich zu. Besonders schockierend war der Tod von vier spanischen Staatsbürgern im Mai letzten Jahres, die in Afghanistan von ISKP-Mitgliedern getötet wurden, als ihr Bus in der Stadt Bamiyan unter Maschinengewehrfeuer geriet. Zwei Monate zuvor verübte der ISKP seinen bislang verheerendsten Anschlag in Europa auf das Moskauer Rathaus Crocus, bei dem 144 Menschen starben und über 500 verletzt wurden.

Europol warnt eindringlich vor dem „wachsenden Einfluss“ der Organisation in europäischen Ländern und ihrem „größeren Potenzial zur Orchestrierung koordinierter Terroranschläge auf EU-Boden“. Besondere Sorge bereitet die Erkenntnis, dass viele ISKP-Mitglieder über die Ukraine nach Europa gelangt sind.

Das „digitale Kalifat“: Propaganda als Waffe

Die rasante Ausbreitung dieses Daesh-Zweigs im Westen ist maßgeblich auf seine ausgefeilte Internetpropaganda und die intensive Nutzung sozialer Netzwerke zurückzuführen. Über diese Kanäle verbreitet der ISKP erfolgreich seine Botschaften in zahlreichen Sprachen und rekrutiert weltweit Freiwillige, insbesondere junge Menschen. Das Zentrum für die Opfer des Terrorismus stellt fest: „Seine Aktivitäten in Netzwerken haben es ihm ermöglicht, eine Art digitales Kalifat zu schaffen, während es eine Strategie entwickelt hat, die Aktionen auf regionaler und globaler Ebene kombiniert.“

Neben diesem faktischen „digitalen Kalifat“ verfolgt der Islamische Staat von Chorasan das übergeordnete Ziel der Schaffung eines großen islamischen Kalifats in Zentralasien, in der historischen Region Groß-Chorasan. Diese Region umfasst Gebiete des heutigen Iran, Afghanistan, Tadschikistan, Turkmenistan, Usbekistan, Kirgisistan und Kasachstan. Dieses Kalifat würde eine radikale Auslegung der Scharia durchsetzen, ähnlich derjenigen, die von der Daesh-Muttergesellschaft in Syrien und im Irak zwischen 2014 und 2019 auferlegt wurde. Als radikale salafistische Bewegung fördert der ISKP den globalen Dschihad gegen Nicht-Muslime und befürwortet den bewaffneten Kampf gegen ausländische Interessen.

Anführer im Visier: Die Jagd auf Sanaullah Ghafari

Obwohl die Struktur des ISKP komplex und die Führungsebene oft undurchsichtig ist, benennt die US-Regierung Sanaullah Ghafari als einen ihrer Anführer. Trotz Berichten, die seinen Tod durch die Taliban (Feinde des ISKP) nahelegen, haben die USA ein Kopfgeld von 10 Millionen Dollar für Informationen ausgesetzt, die zu seiner Neutralisierung führen. Der 1994 in Afghanistan geborene Ghafari wird vom US-Außenministerium als „erfahrener militärischer Führer“ beschrieben, der an Stadtguerillaoperationen in Kabul, der Planung von Selbstmordanschlägen und komplexen Attacken sowie an Finanzierungsaufgaben beteiligt war.

Gaza-Krieg: Nährboden für Radikalisierung

Der Bericht des Zentrums für die Opfer des Terrorismus beleuchtet auch die Auswirkungen des Gaza-Krieges. Die israelischen Bombenangriffe haben nach Ansicht der Experten die „Radikalisierung“ begünstigt und einen idealen Nährboden für die Verbreitung dschihadistischer Botschaften geschaffen, um neue Anhänger zu gewinnen. Der Krieg sei „ein Faktor für die Radikalisierung von Menschen, die Anschläge in europäischen Ländern geplant oder durchgeführt haben“, heißt es. Europol bestätigt ebenfalls, dass sich im Zuge des Gaza-Krieges „Online-Aufrufe von Dschihadisten, jüdische und israelische Interessen anzugreifen und den Tod von Palästinensern zu rächen, schnell verbreitet haben“.


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