Spanien: Kongress kippt “Anti-Blackout”-Dekret – Schwere Niederlage für Sánchez-Regierung

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Spanien: Kongress kippt "Anti-Blackout"-Dekret – Schwere Niederlage für Sánchez-Regierung

Eine unerwartete Wendung im spanischen Parlament: Das von der Regierung Sánchez vorgelegte “Anti-Blackout”-Dekret, das die Energieversorgung des Landes nach dem umfassenden Stromausfall vom 28. April sichern sollte, ist im Kongress gescheitert. Mit den Stimmen der Partido Popular (PP) und überraschenderweise auch mehrerer bisheriger Koalitionspartner wie Podemos, BNG und Junts, wurde der Entwurf abgelehnt. Dies markiert eine schwere parlamentarische Niederlage für Pedro Sánchez und seine Regierung kurz vor der Sommerpause.

Warum das “Anti-Blackout”-Dekret scheiterte: Kritik von allen Seiten

Die Gründe für die Ablehnung des Dekrets sind vielfältig und spiegeln eine breite Unzufriedenheit wider. Die PP, angeführt vom Abgeordneten Guillermo Mariscal, kritisierte den Entwurf scharf als Versuch der Regierung, eigene Fehler zu vertuschen und sich von der Verantwortung für den landesweiten Stromausfall freizusprechen. Mariscal betonte, die PP lehne eine “selbstmörderische Energiepolitik” ab, die “Sicherheit, Wirtschaft und Vertrauen eines ganzen Landes gefährdet”. Die Volkspartei kündigte an, einen eigenen Gesetzentwurf vorzulegen, um langfristige Energieinvestitionen in Spanien zu garantieren und zukünftige “Strom-Null”-Szenarien zu verhindern.

Auch die ultrarechte Vox-Partei stimmte gegen das Dekret. José María Figaredo von Vox bezeichnete den Entwurf als “Schande” und argumentierte, der Blackout sei eine direkte Folge der Regierungspolitik gewesen, die darauf abzielte, den höchsten Anteil an erneuerbaren Energien zu erreichen, um sich als Vorreiter in Europa zu präsentieren, ohne die Systemstabilität ausreichend zu gewährleisten.

Regierungs-Partner im Widerstand: Andere Motive, gleiche Ablehnung

Bemerkenswert ist die Ablehnung auch von Seiten der bisherigen Regierungspartner. Podemos kritisierte, dass das Dekret keine wirksamen Sanktionen für Energieunternehmen vorsieht, die ihrer Verpflichtung zur Systemstabilisierung nicht nachkommen. Die Partei betonte, dass der Stromsektor im Jahr 2024 massive Gewinne von 7,7 Milliarden Euro erzielt habe, während der königliche Erlass die strukturellen Probleme des Systems nicht angehe und weiterhin öffentliche Mittel für die Gewinne großer Konzerne aufwende.

Die galicische Partei BNG schloss sich dieser Argumentation an und erklärte: “Wir sind nicht für die Unternehmen, sondern für die Menschen.” Auch die katalanische Partei Junts lehnte das Dekret ab und signalisierte damit, dass ihre Unterstützung für die Regierung “kein Blankoscheck” sei. Diese Ablehnung führte zu Spannungen innerhalb des Investiturblocks, wobei Sumar und Bildu die ablehnenden Fraktionen zur “Verantwortung” aufriefen, um die Bürger nicht zu gefährden.

Gescheiterte Maßnahmen: Was das Dekret hätte bringen sollen

Die Ministerin für den ökologischen Wandel und die demografische Herausforderung, Sara Aagesen, hatte im Vorfeld eindringlich an die “Verantwortung” der Fraktionen appelliert, das Maßnahmenpaket zu unterstützen. Sie verteidigte die Regierungsmaßnahmen vom 28. April und hob die wichtigsten Punkte des Dekrets hervor, die nun hinfällig sind:

  • Verkürzung der Genehmigungszeiten: Das Dekret sah eine Halbierung der Verwaltungs- und Umweltbearbeitungszeiten für das “Repowering” von Energieanlagen vor, wenn die Leistungssteigerung weniger als 25 % der ursprünglichen Leistung beträgt.
  • Steuerliche Anreize: Kommunen hätten Rabatte von bis zu 50 % auf die Grundsteuer (IBI) und 95 % auf die Steuer auf Bauten, Anlagen und Arbeiten (ICIO) anbieten können, um die Förderung erneuerbarer Energiesysteme zu unterstützen.
  • Erleichterung für Ladeinfrastruktur: Die Installation von Ladestationen für Elektroautos sollte vereinfacht werden, indem bei bestimmten Voraussetzungen auf eine Umweltverträglichkeitserklärung oder Erklärung des öffentlichen Nutzens verzichtet wird.
  • Neue Eigenverbrauchsmodelle: Das Dekret hätte neue Formen des Eigenverbrauchs ermöglicht, die es erlauben, individuellen Eigenverbrauch ohne Überschüsse mit dem Eigenverbrauch durch nahe gelegene und über das Netz verbundene Anlagen zu kombinieren.
  • Entlastung der Industrie: Für die stromintensive Industrie sollte eine Befreiung von 80 % der Strommaut rückwirkend ab dem 23. Januar 2025 wiederhergestellt werden.

Das Scheitern dieses Dekrets bedeutet, dass diese Maßnahmen, die zur Stärkung der Energiesicherheit und Senkung der Energiekosten in Spanien beitragen sollten, nicht umgesetzt werden. Die Debatte um die Energiepolitik und die Versorgungssicherheit in Spanien wird somit weitergehen und dürfte in den kommenden Monaten eine zentrale Rolle spielen. Die Regierung Sánchez steht nun unter Druck, alternative Lösungen zu finden, um das Vertrauen der Bürger und der Märkte in die Stabilität des spanischen Energiesystems wiederherzustellen.


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