Bürgerkriegsähnliche Zustände in Spanien? Was wirklich in Torre Pacheco passiert!

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Bürgerkriegsähnliche Zustände in Spanien? Was wirklich in Torre Pacheco passiert!

Die andauernden Unruhen in Torre Pacheco, Murcia, erreichen einen kritischen Punkt. Nach drei Tagen intensiver Zusammenstöße zwischen maghrebinischen Einwohnern, Stadtbewohnern und rechtsextremen Gruppen, die durch Aufrufe in sozialen Medien mobilisiert wurden, gleicht die Gemeinde einem Hochsicherheitsgebiet. Mit rund einhundert Einsatzkräften ist die Präsenz der Guardia Civil massiv verstärkt worden, und weitere Verstärkung wird erwartet, insbesondere angesichts der angekündigten “Jagd” auf Einwanderer, die ab Dienstag stattfinden soll. Die Lage in der murcianischen Stadt bleibt äußerst angespannt.

Zehn Festnahmen: Ermittlungen nach Angriff auf 68-jährigen Mann intensiviert

Die Guardia Civil hat am Montag die Festnahme von vier weiteren Personen gemeldet, womit die Gesamtzahl der Verhafteten seit Beginn der Auseinandersetzungen auf zehn steigt. Eine dieser jüngsten Festnahmen steht im direkten Zusammenhang mit dem Angriff auf einen Dönerladen am Sonntag. Zwei weitere Festgenommene sind marokkanische Staatsbürger von außerhalb der Stadt. Ihnen wird vorgeworfen, die Vertuschung des brutalen Angriffs auf einen 68-jährigen Mann am vergangenen Mittwoch erleichtert zu haben. Dieser Vorfall, bei dem das Opfer brutal zusammengeschlagen wurde, gilt als Auslöser der aktuellen Unruhen. Die dritte Person, ebenfalls in Verbindung mit diesen Ereignissen, wurde in Rentería, Guipúzcoa, festgenommen, als sie offenbar versuchte, nach Frankreich zu fliehen. Die Polizeioperation läuft weiter, und weitere Verhaftungen werden nicht ausgeschlossen, sowohl im Hinblick auf den Angriff auf den Mann als auch auf die jüngsten Ausschreitungen. Die Kriminalpolizei arbeitet eng mit den Gerichten von San Javier zusammen, um das Motiv der Aggression vollständig aufzuklären, da das Opfer nicht ausgeraubt, sondern lediglich geschlagen wurde.

Nächtliche Ausschreitungen und verstärkte Polizeipräsenz

Die Spannungen in Torre Pacheco nehmen weiter zu, insbesondere in den Nachtstunden. Am Sonntag dauerten die Unruhen etwa zwei Stunden an, wobei Flaschen geworfen, Stadtmobiliar und Fahrzeuge beschädigt wurden. Trotz einiger leichter Verletzungen konnten die Vorfälle schnell unter Kontrolle gebracht werden. Bürgermeister Pedro Ángel Roca bestätigte, dass die Stadt tagsüber eine gewisse Ruhe erfährt, sich die Unruhen jedoch nachts verstärken. Als Reaktion darauf hat die Guardia Civil ihre Präsenz massiv aufgestockt: 90 Agenten der Citizen Security Unit (USECIC), der Reserve and Security Group (GRS), bekannt als “Bereitschaftspolizei”, sowie Bürgersicherheitspatrouillen aus Torre Pacheco und anderen Gemeinden der Region Murcia sind im Einsatz. Innenminister Fernando Grande-Marlaska kündigte für diesen Dienstag die Ankunft von weiteren 45 GRS-Agenten an, um auf mögliche “heiße Tage” vorbereitet zu sein. Das Innenministerium versichert, dass “die notwendigen Agenten” eingesetzt werden und eine permanente Überwachung der sozialen Netzwerke stattfindet, um Personen und Gruppen zu identifizieren und zu verhaften, die zur Organisation von Auseinandersetzungen aufrufen. Besondere Besorgnis erregt der für den 15., 16. und 17. Juli angekündigte Aufruf zu einer “Jagd” auf Einwanderer.

Politik im Kreuzfeuer: Marlaska vs. Vox und Sánchez’ Appell gegen Rassismus

Die Ereignisse in Torre Pacheco haben die nationale Politik erreicht und eine hitzige Debatte ausgelöst. Innenminister Marlaska macht die Diskurse der Ultrarechten und insbesondere die Reden von Vox für die Ausschreitungen verantwortlich, da diese Immigration mit Kriminalität gleichsetzen. Er hob hervor, dass die Guardia Civil über 20 Fahrzeuge identifizierte, die versuchten, in das Stadtzentrum einzudringen, einige davon mit “religiösen Elementen” wie Stöcken. Santiago Abascal, der Führer von Vox, wies jede Verantwortung zurück und betonte, seine Partei werde in ihrer Politik gegen die illegale Einwanderung “keinen Schritt zurücktreten”. Stattdessen beschuldigte er Marlaska, hinter der Zunahme von Kriminalität zu stecken.

Regierungspräsident Pedro Sánchez äußerte sich ebenfalls auf X und betonte, dass Rassismus mit Demokratie unvereinbar sei. Er forderte dazu auf, die Stimme zu erheben und die Werte zu verteidigen, die Spanien verbinden. Die PSOE von Murcia hat unterdessen eine Beschwerde bei der Staatsanwaltschaft gegen den Vorsitzenden von Vox in der Region, José Ángel Antelo, wegen mutmaßlicher Hassschürung eingereicht. Antelo hatte zuvor in Torre Pacheco eine Veranstaltung zum Thema “Wehre dich gegen die Unsicherheit” geleitet.

Forderungen nach Ruhe und Einheit: Der Weg aus der Krise

Die Volkspartei (PP) fordert das Innenministerium zum sofortigen Handeln auf und beklagt einen Mangel an “politischem Willen”. Sie lehnen “Hassrede” entschieden ab und fordern eine Erklärung Marlaskas im Kongress. Sumar verurteilte die “rassistischen Jagden”, organisiert von “Ultra-Gruppen” und “von Vox bejubelt”, und fordert eine Untersuchung der Verbindungen zu den Hassreden von Vox. Podemos sammelt ebenfalls Beweise und kündigte an, Vox-Funktionäre in Murcia bei der Staatsanwaltschaft anzuzeigen, die zu dieser Gewalt ermutigt haben. Parteisprecher Pablo Fernández sprach von “rassistischem Terrorismus”.

Bürgermeister Pedro Ángel Roca appellierte an die Ruhe und betonte, dass Torre Pacheco für Frieden, Zusammenleben und gegenseitigen Respekt stehe. Er bat darum, dass Menschen von außerhalb der Gemeinde nicht anreisen, um weitere Konflikte zu schüren. Auch der Präsident von Murcia, Fernando López Miras, dankte den Einsatzkräften und forderte ein Ende der Vorfälle, damit die Nachbarn zur Normalität zurückkehren können. Er betonte, dass eine friedliche Gemeinde nicht zum Schlachtfeld der Radikalen werden dürfe.


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