Revolution auf dem Wohnungsmarkt: Spaniens neue öffentliche Wohnungsbaugesellschaft garantiert bezahlbare Mieten

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Revolution auf dem Wohnungsmarkt: Spaniens neue öffentliche Wohnungsbaugesellschaft garantiert bezahlbare Mieten
Image by Talpa from Pixabay

Die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum ist in Spanien, wie in vielen europäischen Ländern, eine der drängendsten gesellschaftlichen Herausforderungen. Nun nimmt die lang erwartete öffentliche Wohnungsbaugesellschaft konkrete Formen an, die unter der Federführung der Generaldirektorin der Public Land Business Entity (Sepes), Leire Iglesias, ins Leben gerufen wird. Dieses ambitionierte Projekt verspricht eine grundlegende Umwälzung des Wohnungsmarktes, indem es Mieten garantiert, die 30 % des durchschnittlichen Familieneinkommens nicht übersteigen. Ein wichtiger Schritt, um das Recht auf Wohnraum für alle Bürger zu gewährleisten und dem angespannten Immobilienmarkt entgegenzuwirken.

Die Transformation von Sepes: Vom Grundstücksverwalter zum Wohnungsanbieter

Leire Iglesias erläuterte am Mittwoch vor der Wohnungskommission des Abgeordnetenhauses die weitreichenden Pläne zur Umwandlung von Sepes. Das Unternehmen, das bisher hauptsächlich für die Entwicklung und den Verkauf von Grundstücken zuständig war, wird nun in den vollständigen Zyklus des Wohnungsbaus eingebunden. Das bedeutet, von der Planung und Urbanisierung der Grundstücke über den Bau bis hin zur Schlüsselübergabe und der anschließenden Mietverwaltung wird alles aus einer Hand erfolgen.

“Wir werden von der Planung und Urbanisierung des Grundstücks und der anschließenden Veräußerung an einen Dritten zur Planung, Urbanisierung, zum Wohnungsbau und zur Verwaltung eines staatlichen Bestands an bezahlbarem Wohnraum übergehen, der uns heute fehlt”, betonte Iglesias. Sie zeigte sich überzeugt, dass die neue Aktiengesellschaft beweisen wird, dass die Verwaltung von bezahlbarem Wohnraum profitabel sein kann. Die garantierte Mietobergrenze von 30 % des durchschnittlichen Einkommens oder der geschätzten Miete der typischen Wohneinheit in der jeweiligen Region ist ein Kernstück dieser Strategie.

Fokus auf staatliche Immobilien: Sareb und weitere Übertragungen

Ein entscheidender Schritt zur Umsetzung dieses Vorhabens ist die Übertragung aller staatseigenen Grundstücke und Immobilien an die neue Gesellschaft. Dazu gehört auch ein Großteil des Portfolios der Sareb (der sogenannten “Bad Bank”), die nach der Finanzkrise zur Abwicklung notleidender Immobilienkredite gegründet wurde. Die genauen technischen Kriterien für diese Übertragung und die Anzahl der betroffenen Immobilien werden in den kommenden Tagen bekannt gegeben.

Besondere Priorität erhalten dabei Immobilien in als Stressgebieten deklarierten Regionen sowie in Valencia, um die Erholung nach den verheerenden DANA-Stürmen zu fördern. Iglesias nannte hierbei ausdrücklich Katalonien, Navarra, Asturien, das Baskenland, Galicien und Valencia als erste Fokusregionen, wobei Sepes in den DANA-betroffenen Gebieten bereits rund dreißig Immobilien erworben hat.

Politische Debatte: “Rauchvorhang” oder echter Wandel?

Die Pläne der Regierung stoßen erwartungsgemäß auch auf Kritik. Der PP-Abgeordnete Joan Mesquida warf der Regierung vor, lediglich “Vermögenswerte von einem Ort zum anderen zu schieben, nur um Ihnen schwindelig zu werden” und sprach von “reiner Rauch”. Er kritisierte, dass die Regierung “die Buchhaltungsumstellung ausspielt, ohne wirklich in den Wohnungsbau zu investieren.”

Leire Iglesias wies diese Vorwürfe entschieden zurück: “Es ist keine Änderung in der Buchhaltung, es ist ein anderes Schicksal. Es handelt sich nicht um eine Änderung der Tasche, sondern um eine Änderung des Zwecks.” Sie hob hervor, dass das neue Unternehmen der sozialen Funktion des Wohnungsbaus Vorrang einräumen wird und nicht wie Sareb primär auf den Verkauf der Immobilien abzielt, um die Bankenrettung zu refinanzieren. Diese Wohnungen sollen stattdessen den Autonomen Gemeinschaften zur Verfügung gestellt werden, um auf die Bedenken bezüglich der staatlichen Befugnisse bei der Verwaltung des öffentlichen Wohnungsbestands einzugehen.

Langfristiger Schutz und Beschleunigung der Bauprozesse

Die Generaldirektorin betonte die Notwendigkeit des dauerhaften Schutzes von Immobilien, die mit öffentlichen Mitteln gefördert werden. Sie erinnerte daran, dass die PSOE im Mai einen Gesetzentwurf eingebracht hatte, um zu verhindern, dass Sepes-Wohnungen von den Gemeinden über die Module der begrenzten Preise hinaus verkauft werden. “Das, was mit der Anstrengung aller erreicht wird, muss immer seine soziale Funktion garantieren”, verteidigte sie.

Iglesias bedauerte zudem die Weigerung des Kongresses, das Landgesetz zu ändern, was ihrer Meinung nach ein Hindernis für die Beschleunigung der Landentwicklungsprozesse darstellt. “Häuser werden an keinem Standort schnell gebaut, wir müssen urbanisierte Räume haben, die dies ermöglichen, und eine antizyklische Politik ermöglicht es, die Bauzeiten zu beschleunigen”, erklärte sie. Sepes sei derzeit ein “gesundes” börsennotiertes Unternehmen, das eine wichtige Rolle im vom Ministerium für Wohnungsbau geförderten Plan für erschwingliche Mieten spielt. Dieser Plan sieht bereits den Bau von über 20.000 Immobilien vor, wobei Mieten zwischen 5 und 11 Euro pro Quadratmeter erwartet werden, abhängig von den Mietpreisen der jeweiligen Region.


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