Spanien sieht sich mit einer beunruhigenden Entwicklung konfrontiert: Die Zahl der Arbeitsausfälle aufgrund psychischer Erkrankungen hat sich in nur fünf Jahren verdoppelt. Diese stille Epidemie belastet nicht nur die Betroffenen, sondern auch die Wirtschaft des Landes erheblich.
Psychische Leiden: Eine wachsende Belastung
Psychische Erkrankungen wie Angststörungen, Depressionen und Burnout sind in Spanien auf dem Vormarsch und avancieren zur dritthäufigsten Ursache für langwierige Krankschreibungen. Nur Krebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen zu längeren Ausfallzeiten. Im Durchschnitt fehlen Betroffene fast 100 Tage am Arbeitsplatz, was die Dringlichkeit des Problems unterstreicht. Die spanische Sozialversicherung muss jährlich rund 15 Milliarden Euro für Krankengeld und damit verbundene Leistungen aufwenden, was die finanziellen Auswirkungen dieser Entwicklung verdeutlicht.
Wer ist besonders betroffen?
Es zeigt sich ein klares Muster bei den Betroffenen: Frauen sind signifikant häufiger von psychisch bedingten Krankschreibungen betroffen als Männer. Ebenso sind ältere Arbeitnehmer, insbesondere ab dem 50. Lebensjahr, überdurchschnittlich oft von dieser Entwicklung betroffen. Die Rückkehr in das Arbeitsleben gestaltet sich für diese Gruppen oft schwierig, was die Dauer der Krankschreibungen zusätzlich verlängert und den Druck auf das Gesundheitssystem erhöht.
Ursachen und Beschleuniger des Trends
Experten identifizieren mehrere Faktoren, die zu diesem Anstieg beitragen. Dazu gehören eine wachsende Arbeitsbelastung und ökonomische Unsicherheit. Eine verbesserte ärztliche Diagnostik und ein gesellschaftliches Umdenken im Umgang mit psychischer Gesundheit tragen ebenfalls dazu bei, dass mehr Fälle erfasst werden. Die COVID-19-Pandemie hat diesen Trend zweifellos beschleunigt, doch auch nach dem Abklingen der akuten Gesundheitskrise steigen die Zahlen weiterhin an, was auf ein tiefer liegendes strukturelles Problem hindeutet.
Lösungsansätze und Forderungen
Angesichts dieser alarmierenden Entwicklung fordern Gesundheitsexperten gezielte Maßnahmen. Dazu gehören eine verstärkte psychologische Betreuung im staatlichen Gesundheitssystem, die Verkürzung von Wartezeiten für Therapien und eine verbesserte Prävention in Unternehmen. Obwohl einige Firmen bereits in Mental-Health-Programme investieren, fehlt es an einer flächendeckenden Strategie. Die spanische Psychologenvereinigung betont die Notwendigkeit, psychische Gesundheit nicht länger als Tabuthema oder Randproblem zu behandeln. Es handele sich um ein gesamtgesellschaftliches Thema, das dringend politische und wirtschaftliche Antworten erfordere, um die negativen Auswirkungen auf die Gesellschaft und die Wirtschaft Spaniens abzufedern.
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