Mallorca Llucmajor: Horror-Zustände auf Geflügelfarm des Schreckens

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Mallorca Llucmajor: Horror-Zustände auf Geflügelfarm des Schreckens enthüllt
Foto: ARDE Mallorca

Schockierende Enthüllungen erschüttern die Balearen: Tierschutzorganisationen haben eine Geflügelfarm in Llucmajor wegen mutmaßlicher Verstöße gegen die öffentliche Gesundheit und Betrug angezeigt. Berichte und Bildmaterial zeigen lebende Hühner inmitten von Tierleichen, Ratten und Igeln unter extrem unhygienischen Bedingungen. Dieser Skandal wirft ein düsteres Licht auf die Zustände in einem der größten Viehzuchtbetriebe der Balearen und lässt Fragen zur Sicherheit unserer Lebensmittel aufkommen.

Die Organisationen Arde und Satya Animal veröffentlichten im April dieses Jahres eine Untersuchung, die gravierende Mängel auf der betreffenden Farm aufzeigt. „Ein erheblicher Mangel an Hygiene“ wird konstatiert, mit Spinnweben und einer unappetitlichen Mischung aus Staub, Erde und Federn. Besonders verstörend sind die Berichte, dass lebende Hühner mit Dutzenden von Tierkadavern in verschiedenen Stadien der Verwesung koexistieren, einige davon sogar kannibalisiert. Die Präsenz von Ratten und Igeln verstärkt die Bedenken hinsichtlich eines zoonotischen Risikos, also der Übertragung von Krankheiten wie Leptospirose oder Salmonellen auf den Menschen. Die Umweltstaatsanwaltschaft der Balearen wurde eingeschaltet, um diese angeblichen Verbrechen gegen die öffentliche Gesundheit zu untersuchen.

Julia Elizalde, Sprecherin von Arde, äußerte zudem den Verdacht auf Betrug. Bilder, die der Staatsanwaltschaft übermittelt wurden, sollen zeigen, dass „Freilandhühner“ bis zu sechs Tage lang keinen Zugang ins Freie haben, da die Türen der Ställe geschlossen bleiben. Dies ist ein direkter Verstoß gegen die EU-Verordnung 2023/2465, die vorschreibt, dass Freilandhühner ununterbrochen Zugang zu einem Außenbereich haben müssen. Verbraucher zahlen für diese Art von Eiern durchschnittlich 35 % mehr, in der Annahme, dass die Tiere artgerecht gehalten werden – eine Erwartung, die hier offenbar nicht erfüllt wird. Der finanzielle Anreiz, Eier aus Freilandhaltung zu verkaufen, ohne die vorgeschriebenen Bedingungen einzuhalten, könnte hier die treibende Kraft sein.

Die Farm ist bereits vorbelastet: Im Jahr 2024 wurde sie mit einer Geldstrafe von 150.000 Euro belegt, weil sie ohne die seit 2017 obligatorische Umweltgenehmigung und wegen unsachgemäßer Entsorgung von Exkrementen operierte. Trotz dieser Sanktionen erhielt der Betrieb paradoxerweise über 380.000 Euro an finanzieller Unterstützung aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) für den Bau eines Eiersortierzentrums. Arde und Satya Animal prangern an, dass der Bauernhof auch weiterhin illegal betrieben wird, da die notwendige Umweltgenehmigung nach wie vor fehlt. Das Ministerium für Landwirtschaft, Fischerei und natürliche Umwelt hat den Fall an die Staatsanwaltschaft übergeben und Vorsichtsmaßnahmen erlassen.

Alarmierend ist auch die Tatsache, dass die Farm über das Welfair-Tierschutzsiegel verfügt, das das Wohlergehen der Tiere garantieren soll. Marina Sánchez, Präsidentin der Satya Animal Association, bezeichnet dies als „alarmierend“ und kritisiert, dass das Zertifikat zu einem reinen Marketinginstrument verkommen sei. „Die Verbraucher werden getäuscht, weil sie glauben, dass sie das Wohlergehen unterstützen, während sie in Wirklichkeit die Ausbeutung und das Leid der Tiere auf einem Bauernhof in einer völlig irregulären Situation finanzieren“, so Sánchez.

Der Betrieb sorgte bereits im Sommer 2024 für Kontroversen, als Pläne für eine Makro-Farm mit einer Kapazität von 739.000 Tieren auf Mallorca bekannt wurden. Eine Debatte, die im Januar mit der Verabschiedung des Dekrets 1/2025 endete, das Geflügelfarmen mit mehr als 160.000 Tieren auf den Inseln verbietet.

Die Auswirkungen auf die Anwohner sind gravierend: Mehr als 9.000 Einwohner leiden unter Fliegenbefall, Geruchsbelästigung und Gesundheitsproblemen wie Atemwegserkrankungen, Migräne und Erbrechen. Natalia García, eine Anwohnerin aus Llucmajor, beschreibt das Leben weniger als einen Kilometer von der Farm entfernt als „emotionales Unbehagen“, das das Zusammenleben mit Nachbarn oder der Familie stark einschränkt. Xisco Amaya, ein weiterer Bewohner, beklagt, dass man im Sommer „eingesperrt“ sei, um die verschmutzte Luft nicht einzuatmen. Nachbarschafts- und Umweltorganisationen fordern die sofortige Schließung der Farm, da sie argumentieren, dass der Betrieb nicht genehmigt sei und gegen das Gesetz 21/2013 über die Umweltprüfung verstoße.

Das betroffene Unternehmen, Avícola Son Perot, versichert indes, dass all seine landwirtschaftlichen Betriebe „strengen internen und externen Kontrollen“ unterliegen und regelmäßig von den veterinärmedizinischen und technischen Diensten der Verwaltung der Autonomen Gemeinschaft kontrolliert werden. Sie betonen, dass ihre Betriebe über die von Aenor ausgestellte Welfair-Tierschutzzertifizierung verfügen und das jährliche Audit für den Hof Llucmajor am 20. Mai normal bestanden wurde. Das Unternehmen geht davon aus, dass „alle Bedenken“ über den Zustand der Betriebe „ordnungsgemäß geklärt“ sind und behält sich rechtliche Schritte vor, sollten die legitimen Rechte und Interessen des Unternehmens verletzt werden. Angesichts der vorliegenden Berichte und Beweismittel bleibt abzuwarten, wie sich dieser Fall weiterentwickeln wird.


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