Eine kürzlich durchgeführte Meinungsumfrage hat ergeben, dass nahezu 75 Prozent der Spanier einer hypothetischen Union mit Portugal zustimmen würden, um eine neue Iberische Union zu schaffen.
Die Umfrage, die vom spanischen Think-Tank Electomania durchgeführt wurde, findet in einer Zeit der Unsicherheit für die Europäische Union und der wachsenden geopolitischen Herausforderungen statt. Bei der Berücksichtigung politischer, regionaler und wirtschaftlicher Faktoren, die die Studie analysiert, gehen die Meinungen auseinander.
Laut der Umfrage befürworten 74,4 Prozent der wahlberechtigten Bürger diese Union, während 22,2 Prozent dagegen sind. Die verbleibenden 3,4 Prozent haben keine klare Meinung zu diesem Thema.
Spanien und Portugal teilen eine gemeinsame kulturelle und politische Geschichte, die das Verständnis einer solchen theoretischen Union erleichtert. Diese Geschichte ist geprägt von Phasen der Zusammenarbeit und strategischen Freundschaft, wie etwa der Iberischen Union, die von 1580 bis 1640 bestand.
Es ist wichtig zu beachten, dass diese Union nicht im modernen Sinne einer Vereinigung zu verstehen ist, sondern vielmehr als strategischer Schachzug zwischen den beiden Monarchien, der darauf abzielte, ihre Häuser zu vereinen, während die beiden Länder unabhängig blieben. Später wurde die Beziehung zwischen den beiden Nationen stark von einer Ära der Rivalität um ihren Status als Kolonialmächte geprägt.
Betrachtet man den Vorschlag aus heutiger Sicht, könnte er beiden Ländern stärkere Handelsabkommen und eine wiederbelebte geopolitische Position bieten. Analysten weisen jedoch auch auf die Herausforderungen hin, die mit diesem Vorhaben verbunden sein könnten, wie die Komplexität der Verschmelzung zweier unterschiedlicher Regierungssysteme und die Berücksichtigung wachsender regionalistischer Bewegungen in beiden Ländern.
Die Studie hebt auch die Meinungsunterschiede innerhalb Spaniens hervor: Regionen mit größerer geografischer und kultureller Nähe zu Portugal, wie Andalusien und Extremadura, unterstützen den Vorschlag stärker als Katalonien oder das Baskenland.
Ein ähnlicher Unterschied zeigt sich, wenn man die Umfrageergebnisse nach politischer Zugehörigkeit analysiert: Wähler regionalistischer Parteien wie ERC und Junts in Katalonien, BNG in Galicien sowie EH Bildu im Baskenland lehnen die Idee im Allgemeinen ab und äußern mehr als 65 Prozent negative Antworten.
Im Gegensatz dazu zeigen politische Parteien mit sehr unterschiedlichen Ideologien, wie Podemos, die Sozialistische Partei (PSOE), die Partido Popular und VOX, alle eine Unterstützung von über 70 Prozent, was auf ein allgemeines Interesse an diesem Vorschlag hinweist, das über ideologische Differenzen hinausgeht. Bislang hat sich jedoch noch keine große politische Partei zu diesem Thema geäußert, und es bleibt abzuwarten, ob diese Studie in naher Zukunft eine Debatte zu diesem Thema anstoßen kann.
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