Wie Kriege beginnen: Der “EU Preparedness Day” – Der EU-Kriegsvorsorge Plan mit Survival-Kit für Spanien und Europa

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´Bild: KI

Die Europäische Kommission hat am Mittwoch in Brüssel ihren Plan zur Stärkung der Krisen- und Kriegsvorsorge der Bürgerinnen und Bürger vorgestellt. Die EU-Exekutive präsentierte einen 30 Maßnahmen umfassenden Fahrplan, der auf Koordinierung, Zusammenarbeit und dem Ausbau neuer Fähigkeiten basiert und in den kommenden Jahren schrittweise umgesetzt werden soll. Zentrales Ziel der Strategie ist die Stärkung der Resilienz grundlegender Dienste durch die Entwicklung von Mindeststandards für Krankenhäuser, Schulen, Verkehrsnetze und Telekommunikation. Brüssel strebt an, den Plan bis 2027 vollständig in Kraft zu setzen.

Der Plan sieht zudem eine verbesserte Lagerhaltung kritischer Güter und Materialien, verstärkte Klimaanpassungsmaßnahmen und die Sicherstellung der Verfügbarkeit lebenswichtiger Ressourcen wie Wasser vor. Die Bevölkerung soll durch praktische Maßnahmen, wie die Empfehlung zur Anlage eines Notvorrats für mindestens 72 Stunden, auf Krisensituationen vorbereitet werden. Ergänzend dazu sind altersgerechte Notfallpläne für Schulen und die Einführung eines EU-weiten Bereitschaftstages geplant. Details zu diesem „Überlebenspaket“ werden laut dem von Brüssel veröffentlichten Dokument jedoch erst 2026 erwartet.

Zur Verbesserung der Krisenkoordinierung wird ein EU-Krisenzentrum geschaffen, das bestehende Strukturen integriert. Die zivil-militärische Zusammenarbeit wird durch gemeinsame europäische Bereitschaftsübungen gestärkt, an denen Streitkräfte, Katastrophenschutz, Polizei, Sicherheitsdienste, medizinisches Personal und Feuerwehr beteiligt sind. Investitionen mit doppeltem Verwendungszweck – zivil und militärisch – werden gefördert. Zudem wird auf EU-Ebene eine umfassende Risiko- und Bedrohungsanalyse entwickelt, um Krisen wie Naturkatastrophen oder hybride Bedrohungen frühzeitig zu erkennen.

Die Zusammenarbeit zwischen öffentlichem und privatem Sektor spielt eine entscheidende Rolle. Eine gemeinsame Arbeitsgruppe für Notfallvorsorge wird eingerichtet, um gemeinsam mit Unternehmen Protokolle für die schnelle Bereitstellung wichtiger Materialien, Waren und Dienstleistungen sowie die Sicherung kritischer Produktionslinien zu entwickeln. Die Zusammenarbeit mit strategischen Partnern wie der NATO wird in Bereichen wie militärische Mobilität, Klimasicherheit, neue Technologien, Cybersicherheit, Raumfahrt und Verteidigungsindustrie intensiviert.

Die Europäische Kommission betont, dass es nicht um Alarmismus, sondern um Bewusstseinsbildung geht. „Diese Strategie dient den Menschen und der Gesellschaft. Sie soll sicherstellen, dass im Krisenfall alles funktioniert und wir schnell und effektiv handeln können“, erklärte die Vizepräsidentin der EU-Kommission, Roxana Mînzatu, am Mittwoch. Dafür sei „eine neue Bereitschaftsmentalität erforderlich, damit jeder weiß, was im Notfall zu tun ist“. Die Zeiten hätten sich geändert, so Mînzatu weiter, und Europa müsse „agil handeln und eng mit den Mitgliedstaaten zusammenarbeiten, um die Effizienz zu steigern, Zeit zu sparen und Leben zu retten“. Die Strategie sei „unsere Versicherungspolice, um für unsere Bürgerinnen und Bürger da zu sein, wenn sie uns am dringendsten brauchen“.

„Vorsorge muss in unseren Gesellschaften verankert werden – wir alle spielen eine Rolle. Die heutigen Bedrohungen sind schnelllebig, komplex und miteinander verflochten. Unsere Reaktion muss daher proaktiver, integrierter und besser koordiniert auf europäischer Ebene erfolgen. Indem wir die Kräfte unserer Institutionen, Unternehmen und Bürger bündeln, können wir die Resilienz stärken und sicherstellen, dass Europa gestärkt aus jeder Krise hervorgeht“, ergänzte die EU-Kommissarin für Krisenmanagement, Janez Lenarčič, im Einklang mit Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen: „Die neuen Realitäten erfordern ein höheres Maß an Vorsorge in Europa. Unsere Bürgerinnen und Bürger, die Mitgliedstaaten und die Unternehmen brauchen die richtigen Instrumente, um Krisen vorzubeugen und im Katastrophenfall schnell reagieren zu können.“

Insgesamt schlägt Brüssel 30 Maßnahmen vor, um Szenarien wie zu Beginn der Covid-Pandemie zu verhindern. „Vorbeugen ist besser als heilen“, betonen die Quellen. Die Bürger müssten angesichts der neuen Herausforderungen „ihre Mentalität ändern“. Die Kommission plant die Einrichtung einer digitalen Plattform, „um Bürgern und Reisenden Informationen über Unterkünfte und Notfalloptionen bereitzustellen“. Gleichzeitig befürwortet sie ein europäisches System zur Verwaltung „strategischer Reserven von Medikamenten, Impfstoffen, wichtigen Rohstoffen, Energie und Lebensmitteln“ und bekräftigt, dass Russland eine existenzielle Bedrohung für die Union darstellt und Auslöser für derartige Krisen sein kann.

Die Finanzierung des ambitionierten 10-Jahres-Plans von Ursula von der Leyen, der insgesamt 800 Milliarden Euro vorsieht, ist noch offen. Die Theorie stehe, so die befragten Quellen, die Praxis fehle jedoch noch. „Wir stehen noch am Anfang des Weges, und es ist ein Weg, den wir spät begonnen haben.“

Daher sollte das Notfallset, das Brüssel allen europäischen Haushalten empfiehlt, die folgenden Elemente enthalten:

  • Wasser in Flaschen (mindestens 5 Liter pro Person)
  • Lebensmittel, die einfach zuzubereiten und vorzugsweise nicht verderblich sind
  • Ein batteriebetriebenes Radio
  • Eine Taschenlampe
  • Ein Ersatzakku für Ihr Mobiltelefon ( Powerbank )
  • Ein tragbarer Kocher (und Gasflaschen)
  • Brennstoff
  • Streichhölzer
  • Geld
  • Medikamente
  • Jodtabletten
  • Erste-Hilfe-Material
  • Klebeband
  • Ein Feuerlöscher
  • Hygieneartikel

Die nordischen Länder, die ihre Bevölkerung üblicherweise mit Leitfäden zur Vorbereitung auf Notfälle und Konflikte ausstatten, erweitern diese nun um Maßnahmen für schwerwiegendere Bedrohungen. Zentrale Empfehlung ist die Bevorratung von ausreichend haltbaren Lebensmitteln und Trinkwasser in Flaschen für mindestens drei Tage pro Person. Empfohlen werden insbesondere nicht verderbliche Lebensmittel bzw. Konserven wie Hülsenfrüchte, Nüsse, Trockenobst, Nudeln, Reis oder Milchpulver.

Zur Sicherstellung der Wärmeversorgung im Notfall empfehlen Schweden, Norwegen und Finnland die Bevorratung von Gegenständen wie Taschenlampen, Kerzen, warmer Kleidung, Schlafsäcken, Batterien inklusive Ersatzbatterien, Streichhölzern und Feuerholz.

Im Hinblick auf die Hygiene wird die Bevorratung von Toilettenpapier, Jodtabletten, Plastiktüten, Hygieneartikeln und Erste-Hilfe-Materialien wie Handschuhen, Damenbinden, Desinfektionsmittel und Feuchttüchern angeraten.


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