Rechenzentren könnten bis 2030 bis zu 6 % des Energieverbrauchs in Spanien ausmachen

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Rechenzentrum Spanien
Bild: KI

Die Umweltorganisation Ecologists in Action kritisiert scharf die zunehmende Verbreitung von Rechenzentren in Spanien und bezeichnet die Entwicklung als „nicht nachhaltige Blase“, die die Klima- und Wasserkrise verschärft. Sie werfen der Politik vor, die energiepolitischen, sozialen und ökologischen Folgen dieser Entwicklung zu ignorieren und den Expansionsplänen der Tech-Giganten durch günstige Bedingungen – „geografische Lage der Halbinsel, niedrigere Kosten für Land und Stromversorgung“ – den Weg zu ebnen.

Würden alle geplanten Projekte realisiert, so die Organisation, verbrauchten Rechenzentren im Jahr 2030 zwischen 3,4 % und 5,9 % des gesamten spanischen Strombedarfs. Um diesen Bedarf allein mit Photovoltaik zu decken, wären Anlagen mit einer Leistung von 4,4 bis 7,65 GW nötig.

In den letzten Monaten haben sich zahlreiche Projekte von Tech-Riesen wie Amazon, Google, Meta und Microsoft im ganzen Land ausgebreitet. Diese Unternehmen planen, bis 2025 300 Milliarden Euro in Rechenzentren und KI-Infrastruktur zu investieren, „ohne Rücksicht auf das Allgemeinwohl oder die Umweltauswirkungen“, so die Kritik von Ecologists in Action.

Politische Entscheidungsträger unterstützen diese Entwicklung und versprechen, die Ansiedlung der Unternehmen zu erleichtern, wodurch „falsche Erwartungen, beispielsweise in Bezug auf die Schaffung von Arbeitsplätzen“, geschürt würden. Entgegen der Darstellung großer wirtschaftlicher Chancen zeige die Erfahrung, dass deutlich weniger Arbeitsplätze entstehen als angekündigt und die Gewinne hauptsächlich den Betreibern zugutekommen.

Enormer Stromverbrauch:

Die Leistung der spanischen Rechenzentren lag Ende dieses Jahres zwischen 300 MW und 350 MW. Bis 2030 soll diese Leistung mindestens verfünffacht werden, auf 1.000 bis 1.750 MW. Dies entspricht einem jährlichen Stromverbrauch zwischen 8,8 TWh und 15,33 TWh – mehr als jede autonome Gemeinschaft außer Andalusien, Katalonien, Madrid und Valencia verbraucht – und könnte die Klimaneutralität Spaniens um Jahre verzögern.

Angesichts der globalen Klimakrise sei eine Reduzierung des Energieverbrauchs unerlässlich, argumentiert Ecologists in Action. Die Förderung und Deregulierung solcher Projekte sei daher „unverantwortlich“ und gefährde die Energiewende. Der enorme Energiebedarf der Rechenzentren führe zur unnötigen Inanspruchnahme tausender Hektar Land und könne sogar „den Einsatz fossiler Brennstoffe und Atomenergie weiter beflügeln“.

Wasserverschwendung:

Neben dem hohen Stromverbrauch benötigen Rechenzentren große Mengen Wasser zur Kühlung. Gerade in Spanien befinden sie sich oft in wasserarmen, von Wüstenbildung bedrohten Gebieten. Die zusätzliche Belastung durch Rechenzentren werde den Wasserverbrauch exponentiell erhöhen und die Nachfrage in den betroffenen Regionen weiter konzentrieren. Da Rechenzentren gereinigtes Wasser benötigen, um Algen- und Mikroorganismenwachstum zu verhindern, welches die elektrischen Komponenten beschädigen kann, steigen die “Energie-, Sozial- und Umweltkosten” zusätzlich.

In Talavera de la Reina beispielsweise würde der Spitzenwasserverbrauch eines geplanten Rechenzentrums 120 Liter pro Sekunde betragen. Bei ganzjährigem Betrieb auf Hochtouren entspräche dies mehr als der Hälfte des Gesamtverbrauchs der Stadt und 7 % des gesamten verfügbaren Wassers in der Region. In Aragón würde der Wasserverbrauch der Rechenzentren im Juli dem Bedarf von 95.000 Menschen entsprechen. Auch wenn es wasserintensivere Industrien gebe, belaste dieser Verbrauch Regionen, die ohnehin stark von Dürre und Wüstenbildung bedroht sind.


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