Wähler für Sánchez: Seit 2017 bereits 237.000 Marokkaner für “gutes staatsbürgerliches Benehmen” eingebürgert

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Pedro Sánchez hat die Einbürgerung marokkanischer Staatsbürger seit seinem Amtsantritt 2018 deutlich beschleunigt. Über 237.000 Marokkaner erhielten seitdem die spanische Staatsbürgerschaft, alle unter Erfüllung der Voraussetzung des „guten staatsbürgerlichen Benehmens“. Allein 2023 waren es 45.799, überwiegend 19-jährige Männer. Die marokkanischen Sozialisten betonten im letzten Wahlkampf die mehrheitliche Unterstützung ihrer Landsleute für Sánchez.

Während Sánchez’ knapp siebenjähriger Amtszeit blieb die Zahl der eingebürgerten Marokkanerinnen zwar konstant, jedoch ist der Anstieg im Vergleich zur Regierungszeit Mariano Rajoys erheblich. Sánchez verlieh 237.000 Marokkanerinnen die spanische Staatsbürgerschaft, während es unter der Partido Popular im gleichen Zeitraum etwas mehr als 130.000 waren. Dies geht aus Daten des Ministeriums für soziale Sicherheit und Migration zu den Einbürgerungen nach Wohnsitz hervor. Spanien hat diese neuen Wähler in die Wahlregister aufgenommen, da die Einbürgerung das Wahlrecht mit sich bringt.

Die aktuellen Zahlen von 2023 bestätigen diesen Trend. Marokkanische Staatsbürgerinnen stellten die meisten erfolgreichen Anträge auf Staatsbürgerschaft, mit einem Plus von 5,4 % gegenüber dem Vorjahr. 53 % der Eingebürgerten sind männlich, das Durchschnittsalter liegt bei 19 Jahren. Es ist zu beachten, dass viele der sogenannten unbegleiteten minderjährigen Ausländer ab 18 Jahren eingebürgert werden. Das Durchschnittsalter der 844.969 in Spanien lebenden Marokkanerinnen liegt bei 34 Jahren.

Die marokkanische Öffentlichkeit wertete Sánchez’ Wahlniederlage am 23. Juli 2023 als positiv für ihr Land. Von Rabat aus wiesen die dortigen Sozialisten öffentlich auf den Einfluss der wahlberechtigten marokkanischen Gemeinschaft auf das PSOE-Ergebnis hin, insbesondere in Katalonien, wo die Wählerschaft marokkanischer Herkunft „sehr mobilisiert“ war. Diese Gruppe von über 150.000 Wähler könnte den Ausschlag für ein bis zwei Sitze gegeben haben und stellt somit eine wachsende Wählergruppe dar, die seit Sánchez’ Amtsantritt an Bedeutung gewonnen hat. Für diese Gruppe spielte die Sahara-Frage, eine nationale Priorität Marokkos, eine entscheidende Rolle.

Sánchez’ historische Kehrtwende in der Sahara-Frage wurde zwar hauptsächlich aus außenpolitischer Sicht analysiert, hatte aber auch erhebliche innenpolitische Auswirkungen und beeinflusste das Wahlergebnis. Diese Einschätzung teilte man auch in Marokko, wo die Folgen der Wahlniederlage vom 23. Juli auch aus marokkanischer Perspektive bewertet wurden: Die marokkanischen Stimmen, für die Sánchez’ Politik ein Anreiz war, erwiesen sich als wahlentscheidend.

Besonders hervorgehoben wurden in Rabat Sánchez’ Ergebnisse in Katalonien, wo die PSC 19 von 48 Sitzen errang. „Der Einfluss der Spanierinnen ausländischer, insbesondere marokkanischer Herkunft, ist spürbar. In Katalonien leben rund 250.000 Marokkaner, viele mit Wahlrecht, und die Mobilisierung unter ihnen war stark“, erklärte Machij Elkarkri, Vorsitzender der Sozialistischen Union der Volkskräfte (USFP), der marokkanischen Presse. Die marokkanische PSOE hatte im Wahlkampf für Sánchez geworben und die eingebürgerten Marokkaner*innen mit Wahlrecht zur Stimmabgabe aufgerufen, sowohl für die Wahlen am 23. Juli als auch am 28. Mai.

In Katalonien gaben von den 5,4 Millionen Wahlberechtigten rund 3,5 Millionen ihre Stimme ab. Laut INE waren davon etwa 150.000 eingebürgerte Marokkanerinnen. Jeder der 48 zu vergebenden Sitze entsprach etwa 75.000 Wähler, wodurch das d’Hont-Gesetz stark vereinfacht und diese Wählergruppe für den Gewinn von bis zu zwei Sitzen entscheidend wurde.

Die Statistik des Nationalen Instituts für Statistik zeigt deutlich: Wie 2023 stellten auch 2022 Marokkaner mit 55.463 neuen spanischen Pässen die Mehrheit der Eingebürgerten (181.000). Rund 16.172 davon lebten in Katalonien, doppelt so viele wie in Andalusien, der Region mit der zweithöchsten Anzahl eingebürgerter Marokkaner im Jahr 2022 (8.000).


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