Ein Feld ohne Arbeitskräfte: 70 % der spanischen Landwirte werden in 10 Jahren in Rente gehen

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Landwirte Spanien
ID 213452410 © Wolfgang Spitzbart | Dreamstime.com

Die spanische Landwirtschaft steht vor einem gravierenden Generationswechselproblem. Von den 676.600 Beschäftigten in diesem Sektor, die 3,1 % aller Erwerbstätigen ausmachen, sind lediglich 8 % jünger als 41 Jahre. Gleichzeitig stehen fast 70 % der aktiven Landwirte innerhalb der nächsten zehn Jahre vor dem Ruhestand. Dieser drohende Verlust an Erfahrung und Arbeitskräften gefährdet die Zukunft der Branche.

Der ländliche Raum Europas kämpft generell mit vielfältigen Herausforderungen: hoher bürokratischer Aufwand, komplexer internationaler Wettbewerb und die zunehmenden Auswirkungen des Klimawandels verschärfen die Situation zusätzlich. Der Mangel an Arbeitskräften und das fehlende Interesse der jüngeren Generation verstärken diese Probleme.

Die SOS-Plattform für den ländlichen Raum, eine unabhängige Organisation, die sich für die Interessen des ländlichen Raums einsetzt, drängt daher auf dringende Maßnahmen der Behörden. “Das Durchschnittsalter spanischer Landwirte liegt bei 62 Jahren. Mehr als die Hälfte ist über 65 und fast 70 % über 56 Jahre alt”, betont Natalia Corbalán, Sprecherin von SOS Rural. Die Plattform fordert Maßnahmen, die den Einstieg junger Menschen in die Landwirtschaft erleichtern und so das Aussterben dieses traditionsreichen Sektors verhindern.

Die Zahlen der Arbeitskräfteerhebung (EPA) unterstreichen die Dringlichkeit der Situation. 80 % der landwirtschaftlichen Betriebe sind Kleinbetriebe, die von Selbstständigen geführt werden. “Diese Entwicklung droht, die Landwirtschaft zu einer marginalen Tätigkeit zu machen, mit schwerwiegenden Folgen für das Land und seine Bevölkerung”, warnt Corbalán.

Der fehlende Generationswechsel wird auch durch die Daten des Berichts “Observatorium des spanischen Agrar- und Lebensmittelsektors im europäischen Kontext” von Cajamar und IVIE (Valencianisches Institut für Wirtschaftsforschung) aus dem Jahr 2023 bestätigt. Demnach sind 86,1 % der Leiter landwirtschaftlicher Betriebe älter als 45 Jahre, und 35,5 % sogar über 65 Jahre alt. Ähnliche Zahlen liefert der Bericht “Struktur des ländlichen Grundbesitzes in Spanien 2023” von Cocampo: 41 % der Landeigentümer sind über 65 Jahre alt, im Vergleich zu 31 % im Vorjahr.

Landwirtschaftsverbände fordern daher verstärkt Investitionen, um junge Menschen für den Sektor zu gewinnen. Bestehende Förderprogramme der Autonomen Gemeinschaften, die hauptsächlich auf Zuschüssen für die unter 41-Jährigen basieren, werden von SOS Rural als ineffektiv kritisiert. Sie greifen nicht die eigentliche Ursache des Problems an: “Warum haben Kinder, Enkel und Jugendliche im Allgemeinen beschlossen, die landwirtschaftliche Tätigkeit nicht fortzusetzen?”, fragt Corbalán, auch wenn finanzielle Unterstützung natürlich hilfreich sei.

SOS Rural appelliert an die gesamte öffentliche Verwaltung – lokal, regional, national und europäisch – gemeinsam mit den Lebensmittelproduzenten an Lösungen zu arbeiten. “Verwaltung und Erzeuger sollten wie zwei Räder eines Fahrrads funktionieren: aufeinander abgestimmt, harmonisch in der Bewegung und koordiniert, um ein gemeinsames Ziel zu erreichen – eine gesündere und strukturiertere Gesellschaft”, so Corbalán.

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